Zur Geschichte der hinteren Waid.

 

Die ländliche Waid wird Wohnquartier.

 

Die Waid ist ein Hügelvorsprung des Käferberges. Von hier geniesst hat man wie von keinem andern Ort eine prächtige Sicht über Stadt und Alpen. Die höchste Stelle hiess ehemals Känzeli und wird von einer markanten Pappel gekrönt.

 

Ausschnitt aus der Karte “Waid- Käfer- und Hönggerberg” vom Verschönerungsverein, 1914.

Noch gab es viel Rebland (bräunlich).

 

 

 

Östlich von diesem Punkt ist die vordere Waid, schlechthin auch nur Waid genannt.

Westlich davon liegt die hintere Waid.  Von hier erstreckt sich die Sicht nicht nur über Zürich, sondern auch auf das Limmattal mit Höngg auf seiner erhöhten Lage.

 

 

Höngg von der hinteren Waid.

Oel auf Holz von Alb. Frey, 1946.

 

 

Die Waid und die umliegenden Wälder und Felder sind ein beliebtes Spaziergangsziel für Höngger und Zürcher.

Man weiss nicht, wann das erste Haus auf der Waid gebaut wurde.

Um 1850 betrieb die Familie Wegmann ein “Bauerngut” auf der hinteren Waid. Danach setzte sie sich im Frankental nieder, wo sie noch heute ein Weinbau-Geschäft treibt. Mit dem “Bauerngut” kann nur das Haus gemeint sein, das “Auf der Waid” hiess; denn es hatte einen Rebberg davor, und einen Weinkeller. Daneben stand eine Scheune mit Viehstall.

 

 

                                                                                             

Eine Kaffeetasse bezeigt, wie das alte
Rebhaus vor dem Anbau von 1918
aussah.

 

 

Gegen das Ende des 19. Jahrhunderts erwarb Ingenieur J. H. Kuhn “drei Bauernhöfe” auf der hintern Waid. (Es gab aber nur zwei Bauernhöfe dort: der vom Landwirt Seitz und “Auf der Waid”). Seine Absicht war, ein grossartiges Kurhaus mit Park anzulegen. Auch eine Seilbahn vom Hardplatz her über die Limmat bis auf die hintere Waid war vorgesehen. Mit der Finanzierung haperte es. Lokales Kapital war nicht aufzutreiben, doch Engländer zeigten mehr Interesse für das Vorhaben. Als aber infolge des Burenkrieges auch diese Möglichkeit ausschied, gab Kuhn den Plan auf. Sodann

 

Blick vom Kürbergweg  aufwärts. 1939. Links der runde Trottstein aus “rotem Ackerstein”, ehedem Bestandteil der Weinpresse. Blick vom Kürbergweg abwärts. Rechts die Scheune. 1942. Der Viehstall ist in eine Garage umgewandelt worden.

 

  

erwarb er zusammen mit Robert Hirt die Brienz–Rothorn Bahn von seinen Erbauern und Aktionären: Theodor Bertschinger und Alexander Lindner. Das war 1900. Als Teilzahlung übertrug Kuhn sein Land auf der hintern Waid an Bertschinger. Es handelte sich um mehr als 15½  Hektaren, und schloss das Müseliwäldchen ein.

 

  

 

 

 

 

 Das Limmattal vom Müseli, 1944.

 Der Katzensee vom Müseli, 1945.

Heute steht die ETH-Hönggerberg dort.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach Bertschingers Tod ging das Land hauptsächlich an seinen Sohn Walo über. 1918 vergrösserte er das alte Riegelhaus durch den Anbau mit der Giebelfassade.

 

 

Eine Art-Deco Anschrift über dem

Hauseingang verkündete den

Hausnamen: “Auf der Waid.”

 

 Der Waidberg vom Limmattal.

Etwa 1925.

 Flugaufnahme: Swissair Photo A.-G.

Etwa 1940.

                                                                                   

Wohnhäuser verdrängten unaufhaltsam Grasland, Rebberge und Obstgärten. Die ländliche Waid nahm ein vorstädtisches Gepräge an.

Mit der Zeit überbaute und verkaufte Bertschinger einige der umliegenden Parzellen.

 

Die Familie Seitz beim Heuen. Unter den Helfern hat es einige Bertschinger Um 1922.

Hinter der Scheune wurden Schafe gehalten.

 .                                   1939.

 

  

Die ehemalige Waidstrasse wurde später Kürbergstrasse genannt. Stufenweise wurden neue Strassen angelegt: erst die Ottenberg/Nordstrasse, dann die Rebbergstrasse. Um 1935 baute man die Strasse Namens Kettberg. Es wurde nötig, das am damaligen Rank der Kürbergstrasse befindliche Bauernhaus abzubrechen. Der Aushub vom Kettberg wurde zu einer grossen Erdterrasse vor dem Haus “Auf der Waid” aufgeschüttet. Damit verschwanden der letzte Bauernhof und der letzte Rebberg auf der Waid.

 

   

 

                                 Der Bauernhof vom Bauern Seitz kurz vor dem Abbruch.

 

“Auf der Waid” lag zuerst an der Bergstrasse, welche dann auf Müselistrasse umgetauft wurde. Etwa 1944 bewirkte Walo Bertschinger ihre Umnennung auf Wehrlisteig.

 

Die Emil Klöti Strasse verbindet die ETH-Hönggerberg mit der Stadt. Da diese Strasse quer durch die alte Waid führt, spaltet sie sie entzwei.

 

Das Haus “Auf der Waid” wurde etwa 1985 niedergerissen, und von 2002 bis 2004 baute Architekt René Schmid an seiner Stelle drei Mehrfamilien-Terrassenhäuser.

 

 dominiquemarcwehrli.com

Das Haus “Auf der Waid” machte den Neubauten von René Schmid Platz.

 So wurde die Waid vollständig überbaut.

 

George Bertschinger.

george@georgebertschinger.com

Quellen:

 

Geschichte der vorderen Waid   

http://www.diewaid.ch/xml_1/internet/de/application/d1/f2.cfm

http://www.wipkingen.ch/siegfried/Die Waid und Paul Wunderli von Muralt.pdf

Weinbau Emil Wegmann   
http://www.google.com/search?q=cache:Rlgv937qrr8J:www.hoengger.ch/archiv/2003/031016endfassung

Ingenieur J. H. Kuhn  

http://www.wipkingen.ch/siegfried/Strassenbahn.pdf

Architekturbüro René Schmid

 http://www.reneschmid.ch/referenzbauten/referenz_fertig.php?id=10

Dominique Marc Wehrli Architekturfotografie 

http://www.dominiquemarcwehrli.com/static/04_128.D.html