Alamannen am Genfersee.

 

�� Im Fr�hmittelalter wohnten Alamannen am Genfersee.

 

 

Im Welschland gibt es viele Ortsnamen, die auf ens enden (Zinsli, Paul: Ortsnamen. Frauenfeld, 1975. Taf. III u. Anm.46). Beispiele sind �challens und �cublens. Die Endung �ens wird gemeiniglich als die romanisierte Form der deutschen Endung �ingen angesehen. Die �ens-Endungen sind gewiss alamannisch, und nicht etwa burgundisch, denn auf eigentlich burgundischem Gebiet gibt es sie nicht. Die �ingen-Ortschaften geh�ren zu den den �ltesten Namensch�pfungen der Alamannen.

 

Auf Zinsli�s Streuungskarte hat es zwischen der heutigen Sprachgrenze und dem Genfersee eine recht geschlossene Schar von 99 Ortsnamen mit der Endung �ens. Sie bilden ein gut definiertes Gebiet in Form eines Keils, dessen Spitze den Genfersee ber�hrt. Das will heissen, dass alamannische Siedler einst bis an den Genfersee vordrangen.

 

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Das Gebiet stellt das s�dwestlichste Vordringen des ehemaligen Herzogtums Alamannien dar.

 

Die Alamannen unternahmen fr�h Raubz�ge in das r�misch-helvetische Kernland. Schon um 250 zerst�rten sie Avenches. Aber erst etwa im Jahr 400 begannen sie sich dort anzusiedeln. Um 470 besetzten die Burgunder das Land, und 534 kam es unter fr�nkische Oberherrschaft. Die Alamannen stiessen in der darauffolgenden Zeit in die bewaldete Wildnis nach S�den vor, wobei sie die alten Kulturst�tten wie Yverdon und Lausanne mieden.

 

Sie gr�ndeten die �ingen /�ens -H�fe. Sie liessen das Land durch H�rige und Leibeigene roden und bewirtschaften. Sie selbst mussten Kriegsdienst leisten, und f�hrten fast stndig Krieg mit den Franken. Im Jahr 746 schlug der Hausmeier Karlmann den letzten Aufstand der Alamannen nieder. Das bedeutete den endg�ltigen Untergang von Alamannien, welches schon 730 vom Herzogtum zur Grafschaft heruntergesunken war.

 

Sp�ter wich in diesem Raum die alamannische Sprache der franz�sischen. Aber die Ortsnamenkunde vermittelt uns hier einen klaren Begriff �ber die s�dliche Ausdehnung des Alamannentums.

 

Mitten unter den wohlklingenden welschen Ortsnamen dieser Landschaft steht ein teutonisches Ungeheuer: Allaman. Der Ort Allaman mit seinem Schloss liegt genau an der Spitze des alamannischen Keils.

 

Man kann annehmen, dass der Grenzposten Allaman so benannt wurde, um dem politischen Machtanspruch Alamanniens Nachdruck zu verleihen. Wenn man auf der Landstrasse vom fr�nkischen Burgund herkam, betrat man an dieser Stelle Alemannien. Man muss dabei an eine Grenzwacht und Zollst�tte denken: das urspr�ngliche Schloss Allaman.

 

Einen Grenzort nach dem Land zu benennen, in das man dort eintritt, ist nicht so abwegig, wie es scheinen mag. Im Gegenteil, es war offenbar ganz im Stil der Zeit, gibt es doch einen parallelen Fall aus derselben Epoche und an derselben Grenze: Der Name des aargauischen Ortes Turgi nahe der Reuss gibt die mundartliche Aussprache von Thurgau wieder. Bei Turgi war im 8. Jahrhundert eine F�hre zwischen dem fr�nkischen Burgund und der alamannischen Grafschaft Thurgau, welche sich damals vom Bodensee bis an die Reuss erstreckte.

 

Dieser Darlegung gem�ss geschah die Namengebung von Allaman vor 746, denn nachher war wohl die Wirkungskraft des Staatsbegriffs Alamannien beintr�chtigt. Ja, die alamannische Machtstellung war schon lange vorher geschw�cht. Die alamannische Besiedlung dieses Gebiets kann so fr�h wie 550 oder 650 erfolgtsein.

 

Anderseits ist es m�glich, dass der Ort Allaman seinen Namen erst erhielt, als die alamannische Sprache sich schon im Verfall befand. Die Siedlung Allaman w�re dann eine alamannische Sprachinsel im Welschland gewesen, �hnlich wie Walenstatt und andere Walen-Orte, die an der ehemaligen Sprachgrenze der romantschen Spracheanzufinden sind.

 

Dann w�re die Namengebung sp�ter anzusetzen. Wir wissen nicht, wie lange sich die alamannische Sprache sich dort zu halten vermochte.

 

George Bertschinger.

george.be@verizon.net